Vor der Tour

Die Tour nach Zeven, zwischen Bremen und Hamburg sollte eigentlich nicht viel Vorbereitung erfordern, 250km Anreise sind mit einer kleinen Pause zu schaffen und die Unterbringung in der örtlichen Jugendherberge sorgte für kleines Gepäck. Doch im März 06 lief mein TÜV ab und so musste ich mich um eine neue Plakette bemühen, außerdem wollte ich vor den Geländeeinlagen in Zeven den Heidenau K60 Reifen aufziehen.
Mit dem K60 musste ich ein wenig kämpfen, meine Tankstelle hatte leider ein defektes Manometer, sodass ich ständig mit 0,7bar zu wenig gefahren bin. Das schwammige Fahrverhalten schob ich dann allerdings auf das Lenkkopflager welches der TÜV bemängelt hatte Rastpunkte zu haben.
Nachdem der Luftdruck wieder korrekt und das Lenkkopflager etwas gelöst war konnte dann aber die Tour beginnen.


Geländetour Südlich von Zeven verlor ich meine Sitzbank auf einer Buckelpiste.

Die Anfahrt

Am 14. April 2006 wollten wir, Tommes, Thomas D aus D und ich, die Anfahrt am Tourtag machen, wir hatten uns entschlossen nicht am Donnerstag anzureisen und am Freitag auf die Touren aufzubrechen, sondern stattdessen am Freitagmorgen um 06:00h die 250km lange Anfahrt über die Autobahn zu fahren und dann trotzdem an den Touren teilzunehmen.
Da wir alle aus etwas unterschiedlichen Gegenden kommen haben wir als Treffpunkt die Raststätte Münster Süd auserkoren, hier trafen wir uns um 07:00h um dann die Weiterfahrt nach Zeven gemeinsam zu bestreiten.
Nur ein winziger Nieselregenschauer drohte uns mit nassen Straßen bis ganz langsam einige Kilometer später die Sonne leicht durchbrach. Ganz sollte sie den Durchbruch nicht schaffen, jedoch haben die paar Sonnenstrahlen die durchkamen die Autobahnfahrt doch nennenswert versüßt.
Unsere erste Tankpause legten wir bei Vechta ein, etwa auf halber Strecke nach Zeven, an der Tankstelle wurden wir neugierig beäugt von einer Rentnerkolonne die laut Tankwart da häufiger vorbeikommt. Niemand traute sich zu fragen und doch boten die drei Transalps einen Anziehungspunkt an dem sich die Männer über Technik unterhielten und die Frauen über ihre Männer.
Da sich Thomas D in der Gegend auskannte bot er uns eine kleine Abkürzung über Landstraßen an. Da wir gut in der Zeit lagen um den Tourstart um 09:30h nicht zu verpassen erlaubten wir uns diese kurze Erholung bevor wir uns dann bei Wildeshausen wieder auf die Bahn machten um schnell voranzukommen.
Bei Bockel verließen wir die Autobahn endgültig und hatten nur noch einige kurze Kilometer Landstraße vor uns, in Zeven, begegnete uns zu meiner Verwunderung eine Transalptour und das um 09:00h. Es war die Drecktour, deutlich zu erkennen an der Stollenbereiften Teilnehmerschaft.
Da ich noch mit Koffern und vollem Gepäck unterwegs war fragte ich wie ich noch teilnehmen könne, Nico meinte ich solle meine Koffer abwerfen und dann direkt zu Tankstelle nachkommen.
Jetzt wurde die Anfahrt ein Stück flotter. Die Jugendherberge war schnell gefunden, ich löste die Koffer und Tommes, der meine Eile sah, versprach sie aufs Zimmer zu bringen (Danke dafür). So konnte ich schnell zur Tanke und mich den Drecktreibern anschließen.


Rastplatz 80km vor Zeven ein letzter Stop, kurze Verpflegung, Tanken und zurück aufs Roß.

Der Freitag - Drecktour

An der Tankstelle angekommen sah ich zum ersten Mal wie sich Transalps bewegen wie leichte Enduros, alle waren agil unterwegs, wendeten die Karren auf einem Bierdeckel und flitzten davon wie ich es von den schweren Transalps sonst nicht gewöhnt war.
Da wir an einer Shell Tankstelle standen suchten wir uns eine günstigere Tankstelle und machten dort eine ausgiebige Schrauberpause, hier und da wurde Luftdruck aus den Stollenreifen entlassen, lose Teile wurden festgezogen, Spiegel gelöst und die Geländeerfahrung wurde ausgetauscht, damit der Guide weiß was für eine Truppe da hinter ihm herfährt.
Wie wir da so standen und uns unterhielten während Marc noch an seiner Transafrica schraubte kam der Tankwart vorbei und freute sich derart über ein so lebhafte Runde, das er gleich eine Runde Krapfen ausgab, Grund genug diese Tankstelle bald wieder zu besuchen.
Wir bedankten uns und nahmen dies als Signal zur Abfahrt.

Mit meiner geringen Geländeerfahrung fuhr ich recht weit vorne mit um, für den Fall der Fälle, einen umfangreicheren Lumpensammler zu haben. Die ersten 200m Dreck waren jedoch völlig harmlos, nur schnell wie ich nur selten auf losem Grund gefahren bin.
Der eigentliche Einstieg in die Drecktour war dann jedoch ein Schild mit der Aufschrift "Überflutung möglich" wonach eine kleine Wasserdurchfahrt auf einer öffentlichen Straße anstand.
Kurze Zeit später befanden wir uns schon auf einer Dreckpiste mit Sand und Pfützen und Schlamm und Spurrillen und Steinen, ein bisschen Angst hatte ich ja schon, aber ich wusste ja, hinstellen, nach hinten lehnen, Gas geben und die Maschine ihren Weg finden lassen. So kam ich recht entspannt, nach drei Minuten Vollgasfahrt, am anderen Ende der Piste an. Etwas merkwürdige Empfindungen verlieh mir nur die Tatsache das ich fünf Zentimeter zu tief und auf Eisen saß als ich mich zum Bremsen hinsetzen wollte. Irgendwie fehlte da das weiche Gefühl einer bequemen Transalpsitzbank. Ich rief nach vorne "Ich hab meine Sitzbank verloren!?" darauf kam von vorne nur ein trockenes "Nee!" aber das kalte Gefühl von Aluminium und der Anblick meiner CDIs machte mich sicher.
Ich wollte mich schon aufmachen etwa einen Kilometer zu laufen um meine Sitzbank aus dem Schlamm zu ziehen, da kam gerade Nico the Red Baron an und der hatte die Sitzbank auf seine draufgelegt und sich draufgesetzt, ist sozusagen sitzend im stehen gefahren.
Nach langem überlegen wie das passiert sein könnte blieb nur eine Erklärung, ich hab die beiden M8 Schrauben vergessen wieder zu montieren die die Sitzbank am Motorrad halten. Die quick and dirty Lösung war ein einfacher Spanngurt über die Sitzbank, befestigt an den Kofferträgern.

So konnte es weitergehen, jeder hat sein Zwerchfell einmal schön beansprucht dann ist das nächste Gelände schon wie Entspannung. Es ging über Wiesen und an Feldern vorbei, über eine Feuerschneise durch den Wald, da lag ein Baum im Weg, der ist mit allem Wurzelwerk von links nach rechts über den Weg gefallen. Umdrehen? Nein! Man kann ja durch den Waldboden links um den Wurzelwust rumfahren...
Gerade wollte ich noch fragen "Wie mach ich das?", da setzte die leichte Hardenduro vor mir schon das Vorderrad in den Wald, inneren Fuß nach vorne, angasen, Kupplung kommen lassen, mit mächtig Getöse um den Fuß rum und fertig. Ok, das versuch ich dann auch mal. Angesetzt, rumgezogen, freie Bahn vor mir, "Wie, das war's schon?". Ganz einfache Sache, ich hätt' nicht gedacht das das imitieren so einfach sein könnte.

Nun hatten wir eine ganz kurze Strecke auf der Straße zurückzulegen und mein Blick trog mich nicht als ich feststellte, dass mein Tacho konstant null anzeigt. Ich blickte an der Gabel vorbei durch die Verkleidung und entdeckte nach kurzem suchen die freihängende Tachowelle in ihrer Halterung an der Gabel. Dummerweise gefährlich nah an den Speichen weswegen ich sofort anhielt und die Gruppe damit zu einer unverhofften Pause einlud. Nach diesem zweiten technischen Ausfall an Mexi binnen einer halben Stunde begannen prompt die Spekulationen welches Teil sich wohl als nächstes von meiner Maschine lösen würde, die Vorschläge reichten von Blinkern bis zur Bremsscheibe.

Nachdem ich mich nun nicht mehr bei jeder Passage überfordert fühlte konnte ich auch mal einfach die Kiste gehen lassen und so langsam ging das auch wirklich wie von selbst. Die Sandpisten wurden weicher, die Schlammpfützen tiefer, überhaupt wurde alles was ich für top-Gelände gehalten hatte Passage für Passage wieder übertroffen.
So langsam machte sich allerdings etwas bemerkbar was ich nicht ganz im Plan hatte. Mit meiner übereilten Abfahrt von der Jugendherberge zur Dreck-Tour hab ich alle drei Koffer abgelegt, jedoch nicht meinen Wollpulli und das Winterfutter in Jacke und Hose und den Windschutzkragen an der Jacke. Außerdem fuhr ich mit den Übergangszeithandschuhen Wasserdicht und Atmungsaktiv von IXS nur eben nicht besonders Sportlich. In einem Satz, ich begann mich tot zuschwitzen und mein Wasservorrat war im Topcase in der Jugendherberge.

So freute ich mich also sehr über die erste Pause die wir planmäßig angingen, Dirk hielt neben ein paar Baumstämmen und wir schüttelten alle mal unsere Muskeln aus. Ich weiß nicht wie es den anderen ging, meine Muskeln jedenfalls waren schon gut übersäuert zu dem Zeitpunkt.

In der weiteren Fahrt gabs wieder ein zwei Stürze und eine klasse Pirouette von Martin, der die Instabilität mit Gas wett machen wollte, was jedoch zu Schlupf führte und ihn einmal um fast 360° gedreht hat. Nachdem er noch seine Gräten wieder ordnen musste wollte ich eben dem bereits vorgefahrenen Guide Dirk Bescheid geben, dass alles klar ist und sie er nicht umdrehen muss. So fuhr ich also flott und mit dem neu gewonnenen Vertrauen in das Geländeverhalten der Transalp über einen Feldweg mit sehr tiefen Spuren rechts und links von dem Steg auf dem ich fuhr. Als dann der Steg immer schräger wurde dachte ich mir noch, "Wenn ich da mit dem Vorderrad runtergehe, dann bleibt die Fuhre nicht oben". Mein Übermut sollte mich an dieser Stelle also bestrafen, vom Gas gehen und ein wenig bremsen konnte ich noch, dann umschlang mich das ungeliebte Knirschen von weichem Boden mit Kieseln zwischen Sturzbügel und Verkleidung. Das ganze ist mir keine zwanzig Meter von den beiden Hardenduros entfernt passiert, gut das mir so was nicht peinlich ist. Die Karre hatte ich schnell wieder aufgerichtet und in Gang gebracht, aber ein schickes Paket Schlammdreckmocke hab ich mir da an die Seite gebacken.

Bei dieser Aktion ist mir wohl der Miniblinker gebrochen den mein Vorbesitzer montiert hatte, natürlich nicht federnd gelagert, damit hätte dann also Martin Recht behalten bei dem Tipp welches Teil als nächstes mein Motorrad verlässt. Doch zunächst hing ja das gebrochene Gehäuse mit funktionierendem Blinker noch an der Karre. Eine Dreckpassage später jedoch ging der Blinker dann nicht mehr, da hat sich wohl die Lampe verabschiedet und Martin konnte nicht umher mir das mitzuteilen. Noch ein wenig später kam dann Nico und teilte mir mit, dass mein Blinker weg sei. Das hingegen war mir neu. Bei einer Geländepassage ist wohl dann das Gehäuse abgerissen und nun hingen nur noch zwei lose Drähte aus dem Gepäckträger.

Wenig später, allerdings war schon 14:00h durch machten wir eine kleine Pause an einer anscheinend legalen Straße, an der wir recht prompt auch Platz machen mussten, erst für ein Auto das zu der in Sichtweite gelegenen Koppel wollte, dann aber auch für eine doppelt besetzt Supermoto die mit moderatem Tempo über den Sand schob, pflügen kann man das mit den Slicks ja nicht nennen. Mutig kam mir bei der Kombination die Rolle der Sozia vor, aber nun gut, jedem das seine, mir das meiste. Hier tat sich auch die Sonne mal etwas gründlicher aus den Wolken hervor, was uns alle zu einer weitgehenden Entblätterung führte. Hein suchte einen kurzen Moment und kam dann mit einem Hirschgeweih wieder das er wohl vor einiger Zeit an dieser Stelle gefunden habe, jedoch noch keine Zeit fand es mal nach Hause zu fahren. Wir schlugen vor es an der Lampenmaske seiner CCM zu montieren, er lehnte ab, stattdessen suchten wir noch diverse alternative Anbringungen für das Fundstück. Nachdem es als Fatbar, Sturzbügel, Sattelhalter und Schwinge wohl in Frage kam erschien mein Vorschlag es als Geweih zu verwenden schon absurd.

Die nächste Pause verbrachten wir wohl bei unserm Guide zuhause, bestens bewirtet auf dem Hof konnten wir alle einmal unsere müden Knochen entspannen und das erlebte Revue passieren lassen. Die Kuchen alle aufgegessen machten wir uns dann auf den weitgehend direkten Heimweg in die Herberge um dort rechtzeitig zum Abendessen zu erscheinen.

Der erste Abend verlief für mich recht ruhig, meine sämtlichen Muskeln machten mir deutlich, dass ich sie überfordert habe und doch waren noch einige kleinere Reparaturen an Mexi vonnöten. Die Sitzbank hatte Marc schon festgeschraubt (Danke Marc) als ich ihn noch um Werkzeug bitten musste da ich die Originalblinker montieren wollte die mir für kleines Geld verkauft wurden. Außerdem wollte ich noch die Kette schmieren und die Tachowelle noch mal mit leichter Gewalt daran hindern sich wieder loszurappeln. Mit der frisch geschmierten Kette und den frischen Reparaturen hab ich mich dann auch gleich entschieden den nächsten Tag jedenfalls nicht im totalen Gelände zu verbringen.
Müde wie ich war machte ich mich auf die Suche nach den anderen. Einige hatten sich am Lagerfeuer zusammengefunden, jedoch nicht meine Truppe, diese Fand ich dann im Aufenthaltsraum in dem ich auch schon erwartet wurde da man noch dem Jäger der verlorenen Sitzbank einen Lacher zukommen lassen wollte. Bei Wein, Bier und alkoholfreiem Bier sowie Wasser und Cola wurde hier der Abend bei gedämmtem Licht ausklingen gelassen.
In diesem Aufenthaltsraum stand auch eine Pinnwand mit einer großen Karte der Umgebung auf der die drei Touren eingezeichnet standen die als Roadbooks daneben auslagen.
Nach kurzem Studium der Karten entschied ich mich die Tour in die Südliche Lüneburgerheide auszulassen, da diese ausschließlich Straßen ohne Schotter enthalten solle, stattdessen wollte ich mich der nördlichen Lüneburgerheide und der Gegend rund um Bremerhaven widmen.
Als ich mich dann endgültig entschied meine Augen zu schließen war Tommes schon am schlafen, Thomas D hingegen traf noch nach mir ein, der Haudegen...


humaner Dreck Der Dreck geht noch gut ab, es waren viele Wasserstellen zwischendrin die die Bikes saubergehalten haben.

Der Samstag - nördliche Lüneburgerheide

Mein Wecker klingelte nicht lange, umso länger starrte ich jedoch die Uhr an und überlegte ob das mit dem Muskelkater denn nun wirklich sein muss.
Es musste. Während der Morgentoilette sah ich draußen schon einige Gestalten um die Motorräder schleichen. Tja, Früher Vogel schmiert die Kette. Es begab sich also, dass sich noch vor dem Frühstück kleine Schnackkreise draußen bildeten. Nicht zuletzt weil die Raucher ihr plätzchen vor dem Eingang bezogen haben fanden sich viele in der außerst frischen Morgenluft zum Durchatmen ein.
So langsam setzte sich aber doch der Gedanke fest man könnte ja mal Frühstücken. Das Herbergsteam hatte das Buffet schon aufgefahren, so konnten wir direkt die Teller voll machen und ein Brötchen nach dem anderen in den dankbaren Magen einfüllen.
Noch während des Frühstücks begannen meine Überlegungen bei einer weiteren Drecktour teilzunehmen oder die Straßentouren auszuprobieren. Mein Muskelkater, die schwindenden Kräfte mangels Kodition und der drohende Wertverlust an der Transalp ließen mich dann davon zurückschrecken. Im Nachhinein hätt ich mal mitfahren sollen, aber hinterher ist man immer schlauer.
Jedenfalls entschloss ich mich erst recht kurzfristig, sprich in der Minute der Abfahrt bei laufendem Motor einfach Tommes hinterherzufahren. Die Gruppe, geführt von Ralf Albrecht, mit Marc Janson als Lumpensammler versprach eine flotte Tour erfahrener Fahrer zu werden, da alle mitfahrenden bekanntermaßen keine Schleicher waren.
Kurz nach der Abfahrt machte sich eine schleichende Kälte breit, ohne Sonneneinstrahlung und bei einer Luftfeuchtigkeit jenseits der 100% Marke überforderte der Fahrtwind so manchen Handschuh (Martina). Nachdem sich in diversen Topcases Lösungen gefunden hatten konnte die Fahrt dann streng nach Roadbook fortgesetzt werden. Die sicherlich schöne Landschaft litt ein wenig unter dem grauen Himmel und der gefühlten Kälte, da kam die erste Pause gerade Recht.
Bei "Appelbeck am See" stiegen wir von unseren Rößern und sahen uns erstmal um. Gegenüber dem Café in dem wir uns verpflegen wollten fand nämlich gerade ein recht großer Flohmarkt statt. Ich interessierte mich hingegen für die ausgestellten Treckeroldtimer. Nach einigen Minuten fanden wir uns dann zusammen und traten gemeinsam in das Café ein.
Da das Frühstück bei weitem noch nicht lang genug her war, der Mensch aber nicht vom Kaffee allein lebt, haben die meisten ein Süppchen geschlürft. Mit Verlaub hätte ich auch einen zweiten Geldbeutel mitbringen müssen um mich dort anders zu sättigen.
Nach Kännchen Kaffee, Suppe und viel Schnack sattelten wir also wieder unsere Rößer und wurden dabei von einem Heidewitzkerbetrunkenen gestört. Dieser machte immer wieder Anstalten die darauf schließen ließen er wolle ein Motorrad umwerfen. Wir beschäftigten und unterhielten ihn einfach so lange bis er in einer kleinen Abgaswolke stand und nur noch unsere Rücklichter sah. So war auch diese Situation leicht gemeistert.
Da das Roadbook fünf Seiten hatte und wir uns noch auf der zweiten aufhielten, nutzten wir gerade Stücke um den Motor ein wenig auf Touren zu bringen. Mittlerweile schaute auch die Sonne zunächst immer mal wieder und dann auch dauerhaft durch den Hochnebel, was die Laune doch erheblich verbesserte.
Immer mal wieder machten wir kleine Pausen um Wege zu finden oder das Roadbook umzublättern. Vorbei gings an Mooren, Seen, und viel viel plattem Land. Nach 20 Kilometern leichter bergauf-fahrt hatten wir unglaubliche 126müNN und da das den Einheimischen in nördlichen Gefliden einem Bergmassiv gleichkommt gab es dort Tourismus ohne Ende. Ich glaube es Undeloh-Wesel wo uns auf einmal nur noch Kutschen begegneten. Kutsche vorne, Kutsche gegenüber, Kutsche links Kutsche rechts. ... .Wo sind die Autos? In dem Dorf scheint es nur Kutschen zu geben, umso irritierter guckte die Bevölkerung als wir durch das Dorf knatterten.
Völlig schockiert hielt Ralf dann nach einigen Kilometern mit gebührendem Abstand von dieser Touristtrap an und rief zur kurzen Pause. Hier war es Zeit für den Technikschnack, alle Karren wurden besichtigt, die Tieferlegung von Kerstins Alp mit Sitzbank in Fahrzeugfarbe, die dicken Motad Sturzbügel an Mexi und natürlich die DR350 von Martina.
Jedenfalls waren wir von dieser Landerhebung genausoschnell wieder runter auf Meereshöhe wie wir raufgekommen waren. Im Weiteren, so schien es mir, wurden die Straßen immer kleiner und schöner, letztlich hielt Ralf an und meinte hier ginge es auf Schotter einen Kilometer geradeaus. Die Dreckheizer, allen voran natürlich Marc Janson zogen also von Dannen und der Rest zuckelte genießerisch langsam über die nichtasphaltierte Straße. Als wir dann eine Viertelstunde auf die Anderen gewartet hatten und sie immernoch nicht kamen ging die Sucherei los. Wo sind wir, wo sind die anderen und wie kommen wir da auch hin? Nach einiger Zeit hatten wir dann das Café am "Appeler Moor" gefunden in dem sich der Rest der Truppe bereits aufhielt. Hier inhalierten wir alle noch schnell einen Kaffee und machten uns dann auf den Rückweg in Richtung Jugendherberge. Die legale Waldstraße an der Jugendherberge nahmen wir natürlich noch mit, und überlegten natürlich erst an der Zufahrt wer vielleicht noch mal tanken möchte. So machten wir also noch zwei mal den Schlenker über die Waldstraße bis wir endlich unsere Hintern von der Sitzbank kratzen konnten.
So gingen die 225km Tour zuende und wir waren erstmal ein bissele geschafft.

Nach einiger Erholungspause und insbesondere einer warmen Dusche und dem Jugendherbergstypischen Abendessen begann auch schon die Jahreshauptversammlung im großen Aufenthaltsraum. Es musste zwar gelegentlich um Ruhe gebeten werden aber alles in allem verhielten sich die Transalper verhältnismäßig ruhig. Erstaunlich wo doch einige recht laute Naturen dabei sind ;)
Auch nach der JHV waren in Kleingruppen noch diverse Dinge zu besprechen, daher wurden die Bierkisten geplündert und kleine Besprechungsrunden flogen in alle Bereiche der Jugendherberge.
Eine erholsame Stille erwartete mich auf dem Motorradparkplatz im Hof, dort sprühte gerade Nico seine Kette ein und Tommes stand mit einigen Leuten leise quasselnd in der Gegend, aber niemand wollte die Pferde aufwecken. So war es erstaunlich still auf dem Hof.
Die Feuerstelle für das große Lagerfeuer war leider etwas abgelegen und nur mit Taschenlampen begehbar, daher fanden sich am Feuer nicht allzuviele ein, doch das kleine Ründchen war lustig und beschwingt durch eine mitgenommene Kiste Bier. Fast lustiger waren aber noch die nüchtern gebliebenen die sich über die angetrunkenen lustig machten.

So wurde der Abend immer später und um 02:00h muss ja auch mal Schluss sein.


Lüneburgerheide Kurze Orientierungspause in der nördlichen Lüneburgerheide.

Der Sonntag - Rund um Bremerhaven

Beim Frühstück waren auch am Sonntag wieder die Ruhr-Stammtischler wieder die ersten im Speisesaal, nach und nach fanden sich alle anderen ein und als der Laden aus allen Nähten zu platzen drohte kam auch schon das Frühstück. Nach dem ausgiebigen Mahl klärte das allgemeine Durcheinander bald wer mit wem wohin welche Tour fährt, wer abreist und wer noch dableibt. Tommes bot mir die Tour vom Vortag rückwärts an, Martin eine Drecktour. Doch ich hatte weder auf langsames Straßenjuckeln Lust, noch wäre ich kräftemäßig in der Lage gewesen zu einer wilden Drecktour. Bis zur Abfahrt war ich unentschlossen und fragte schließlich Nico was er den führe. Er machte die Buxtehuder Tour mit einigen flotten Leuten. Da war ich gleich richtig aufgehoben und schloss mich den Eisenschweinen an.

Nico vorne, Susanne dahinter, dann ich und schließlich ein zweiter Niederländer so zogen wir zunächst an die Tankstelle und dann gen Norden. Auf schnellen vom Regen saubergespülten Pisten konnten wir in langen Schräglagenorgien über die Landstraßen bügeln und mit kilometerweiter Sicht sicher sein, das kein Gegenverkehr kommt. Der höchste Berg in der Gegend ist der Wolfsberg mit atemberaubenden 16 Metern höhe, daher waren so ziemlich alle Kurven sehr einsehbar. Ganz anders als im heimischen Sauerland.
Wenig später erreichten wir den Deich der Oste. Es ist dort zwar erlaubt den Wirtschaftsweg direkt am Deich entlangzufahren, jedoch scheint es nicht ziemlich zu sein, so wie wir beäugt wurden. Die Oste schlängelt sich jedoch wie ein Aal durch die Landschaft und so macht es nun mal unheimlich Spaß die sehr engen Kurven am Deichfuß entlangzuzirkeln. Der Riesengaudi endete dann in Osten wo wir uns im Fährcafé zu einem Kaffee und Kuchenpäuschen gesellten.
Hier gab es ein kleines Kuriosum zu betrachten, nämlich eine Fähre die nicht schwimmt. Die Fahrbahn wird von einem Hochschienenkran als Gondellast von einer Flussseite zur anderen gefahren. Das ganze Ungetüm erinnert zunächst an einen Verladekran für Standardcontainer, erst bei näherem Hinsehen erkennt man, dass unten kein Container, sondern eine Asphaltfahrbahn liegt. Wir haben leider die Eröffnungsfeier knapp verfehlt, einige Tage später sollte dieses Gerät wohl wieder in Betrieb genommen werden.
Wir zogen stattdessen weiter und standen nach wenigen Minuten der Weiterfahrt an einer Hebebrücke die natürlich prompt aufging und uns zu einer weiteren kleinen Verdauungspause zwang.
Die anschließende Tour wurde eigentlich nur von einem Insekt unterbrochen welches sich in das Auge des zweiten Niederländers begab und dort für ausreichende Irritation sorgte, dass dieser stehen blieb. Einen Kaffee später gings aber schon weiter und wir hatten eine wundervolle Tour mit einer sehr angenehm hohen Durchschnittsgeschwindigkeit.

Das war nötig.

Diesen Abend waren die Bemühungen ein großes Lagerfeuer aufzuziehen erfolgreicher, insbesondere da man durch den Grill von dem das Abendessen kam schon auf offenes Feuer eingestellt wurde. Die Drecktreiber leckten ihre Wunden, die Genießer ließen den Abend ausklingen. So soll es sein. Ob der langen Rückfahrt am nächsten Morgen machte ich mich etwas eher ins Bett und konnte so vollkommen ausspannen.


Schwebefähre Die Wuppertaler Schwebebahn gepaart mit einer Rheinfähre. Das kommt dabei raus.

Der Montag - Rückfahrt

Der Rückreisetag begann wie üblich mit dem Frühstück, als erstes sah man - wie sollte es anders sein - die Ruhrtransalper da draußen. Tommes steht schon zwischen den Motorrädern während ich noch Zähneputze und mich dann in den Speisesaal setze. Dieter und Ilona, sowie die beiden Thomas finden sich auch bald ein und wir belustigen uns über die müden kreaturen die nach und nach eintreffen.
Beim Frühstück gingen noch einige Würstchen um die vom Vorabend übergeblieben sind, diese wollte jedoch zu beginn noch keiner sehen. Als sich das Frühstück jedoch immer weiter in die Länge zog weil keine so recht aufstehen wollte gingen auch die Würstchen noch als Hotdog durch. Man braucht ja schließlich einiges an Stärkung für die Heimfahrt.
Das große Verabschieden erspare ich mir sonst gerne, doch in der Gruppe dauert die Abfahrt lang genug, das ich die Zeit sogar in der Form nutzen kann. Fleißig wird hier und da gedrückt sei es nur die Hand oder gleich ganz. Als alle verabschiedet sind fahren wir los, zunächst über die Dreckpiste an der Herberge an die Tankstelle. Irgendwie hat sich unser Guide etwas verfahren und irgendwie hat sich der Detampel darüber etwas aufgeregt aber alles halb so wild. Jedenfalls nach diversen weiteren Kilometern auf bestens ausgebauten Landstraßen und Bundesstraßen hielten wir an einer Tankstelle und das war für mich die Gelegenheit mich von der Autobahntreiberei loszusagen und wenigstens noch ein paar schöne Straßenkilometer mitzunehmen.

Ab Porta Westfalica machte ich mich allein auf den Weg Richtung Bielefeld und nahm noch einige schöne Strecken im Wiehengebirge Kalletal und dem Teutoburger Wald mit bevor ich bei meinen Eltern einkehrte und später nach Dortmund heimfuhr.


Alles in allem wohl eins der umfangreichsten Treffen die ich hatte. Wir waren dreckig, schnell, langsam, auf weiten Straßen, auf engen Straßen, jedoch bei maximalen höhenunterschieden von 100 Metern unterwegs. Die Transalp ist und bleibt eine Bergziege. Ich will Berge. Nichtsdestotrotz hat es mir sehr gefallen in Zeven und ich will wohl wiederkommen... nachdem ich in den Alpen war.


Aufbruch Die einen Pferde werden auf den Hänger gespannt, die anderen reiten mit eigener Kraft nach Hause.

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.